Altes Eisen
Manchmal treffe ich bei meinen Spaziergängen auf Dinge wie dieses alte dreirädrige Lastenmotorrad. Im ersten Moment ist ein solches „Altes Eisen“ ja noch ein nettes Fotomotiv. Aus der Nähe betrachtet weckt der „Eyecatcher“, wie man Neudeutsch sagen würde, eher gemischte Gefühle. Das auf den Kipper des alten Gefährts aus den 50ern aufgenietete Schild will vielleicht Kinder oder auch selfie-süchtige Touristen auf humorvolle Art abschrecken, aber mich versetzt das ausgemusterte Gefährt in eine heiter melancholische Stimmung.
Selber Rentner, fühle ich mich stante pede an meine Rückenmalessen und an meine Gelenke erinnert, die nach längeren Ruhepausen steif und unbeweglich werden. Arthritis, Miniskus, Gliederreißen als Fußballfolgen, Alter, Verschleiß oder von allem etwas würde wohl in meinem persönlichen TÜV-Gutachten stehen, und wäre ich ein Auto, ich würde womöglich schon eine Frist zur Wiedervorführung bekommen. Fit war früher.
Bei dem Motorrad-Oldtimer wäre sicher mehr zu beanstanden. Noch ist es nicht soweit, dass ich von mir sagen könnte: „Zwickt und zwackt dein Zipperlein, hau dir deine Pillen rein!“, aber der alte Kalauer: „Ich höre nicht mehr gut, dafür sehe ich aber schlecht“ inzwischen in die Richtung eines ärztlichen Befunds verschoben.
Gut dass mein Kopf noch mitmacht, soweit ich das selbst beurteilen kann.
Bei dem Vehikel handelt es sich meiner Meinung nach um einen Moto Guzzi Ercole, auch bekannt als Motorcarro Ercole. Die Modellbezeichnung „Ercole“ geht auf Herkules zurück. Er muss irgendwo zwischen 1946 und 1955 gebaut worden sei, der Motorkarren-Herkules, wie man seinen Namen übersetzen würde. Man erkennt das an der Kardanwelle und an dem Seilzug für die Hinterradbremsen. Ältere Modelle hatten noch einen Kettenantrieb, nach 1955 wurden die Hinterradbremsen hydraulisch betrieben.