Auf der Suche nach Gold

Mit Schriftstellern ist es wie bei den Goldsuchern in Kalifornien. Mit Gold suchen kann man nichts verdienen, aber an den Goldsuchern.

Es sind nicht die Themen oder deren schriftstellerische Umsetzung, die in erster Linie zählen. Den Erfolg verdanken Bücher an vorderster Stelle dem Marketing. Verlage, Lektoren, Literaturagenten machen den Erfolg von Büchern. Sie machen den Umsatz, partizipieren an den Tantiemen des Autors, beziehen ein Festgehalt.

Krimiliteratur boomt. Auf einer Internetseite eines ehemaligen Cheflektors lese ich: „Denn die verlegerische Wahrheit ist: Wenn es bereits viele Bücher zu einem Thema gibt, dann ist dies ein grandioses Zeichen. Ein Fingerzeig des Käufers. Man will so etwas lesen.“ Man will so etwas lesen, weil man nach modernen Märchen mit einem Happy-Ending sucht. Die meisten Krimis bestätigen unser Weltbild. Die Dinge mögen noch so schrecklich und verwerflich sein, am Ende ist der Täter entlarvt, verhaftet, bestraft.

Das Verstörende, das, was den Mainstream gegen den Strich bürstet, das, was unsere Sehnsucht nach einer heilen und am Ende wieder geordneten Welt stört, wird nicht gerne gelesen, wird deshalb nicht verlegt, wird nicht vermarktet.

Opportunismus ist der Maßstab der „kapitalistischen Epoche“ in der Erfolge von Büchern weniger von der Qualität eines Textes abhängen als von einem guten Verlagsmanagement.

Der Begriff des Bestsellers hat sich schon immer definiert über Verkaufszahlen, nie über literarische Qualität. Deshalb liebe ich Denis Schecks „Druckfrisch“, weil er die heute favorisierte „opportunistische“ Literatur regelmäßig in die Tonne kloppt.