Wenn die Wirklichkeit die Satire überholt
Satire lebt von der Zuspitzung der Realität – doch was passiert, wenn die Realität absurder wird als jede erdachte Pointe? Willkommen in der Welt der Realsatire, in der Politiker, Bürokraten und Wirtschaftsbosse mit Aussagen und Handlungen glänzen, die selbst Kabarettisten nicht besser erfinden könnten.
Besonders Donald Trump liefert uns seit Jahren zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass die Grenze zwischen Realität und Komik oft verschwimmt. Und wird gewählt. Die Frage ist: WEIL oder OBWOHL?
Einen Präsidenten, der vorschlägt, Desinfektionsmittel zu injizieren, um COVID-19 zu bekämpfen, oder behauptet, dass Windräder Krebs verursachen, dass Migranten sich von Hunden und Katzen ernähren kann man nicht wirklich ernst nehmen. Doch wie alle Populisten stört es den Mann offensichtlich nicht, dass diese Aussagen völlig absurd sind. Sein Ziel ist das aller Populisten, die öffentliche Aufmerksamkeit. Und die ist ihm gewiss, wie heute bei der Vorstellung seines Gesundheitschecks.
30 von 30 Punkten bei mentaler Gesundheit und Vitalwerte wie Muhammad Ali zu seiner besten Zeit bescheinigte ihm jetzt sein Leibarzt.
Und das, trotz seiner Vorliebe für Fast Food und Soft Drinks made in America. Auch eine Erklärung für Trumps Gesundheitszustand wird gleich mitgeliefert: „Der Alltag von Präsident Trump umfasst die Teilnahme an zahlreichen Sitzungen, öffentliche Auftritte, die Verfügbarkeit für die Presse und häufige Siege bei Golfturnieren“.
„Häufige Siege bei Golfturnieren?“ – Erinnerungen werden wach an ein Buch des amerikanischen Sportjournalisten Nick Riley, dass es in die amerikanischen Bestsellerlisten brachte. Titel: „Der Mann, der nicht verlieren kann.“ Darin erzählt der Autor, wie Trump sogar Turniere gewinnt, an denen er gar nicht teilgenommen hat.
Schummeln, tricksen, Regeln manipulieren, lügen … „Das Buch liefert einen humorvollen und gleichzeitig phantastischen Ansatz um zu erklären, wer Trump ist. So wie er mit Golf umgeht, so geht er mit allem um.“
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/buch-von-journalist-rick…
Übrigens: Statistisch dürfte Donald Trump zumindest in Bezug auf seine Großmäuligkeit Muhammed Ali um Längen schlagen. Während seiner ersten Amtszeit dokumentierte die Washington Post insgesamt 30.573 falsche und irreführende Aussagen – durchschnittlich etwa 21 pro Tag. Auch 2024/25 setzt er diesen Trend fort: In einer 64-minütigen Rede machte er laut NPR über 160 fragwürdige Aussagen – mehr als zwei pro Minute.
Wenn ein notorischer Lügner wie Trump von einer Mehrheit der Amerikaner zum Präsidenten gewählt wird, dann muss man sich über den Zustand der politischen Kultur in Amerika große Sorgen machen.
Aber ich denke auch an Deutschland, wo die Lüge auch längst in die Politik Einzug gehalten hat. Amerika ist nur Vorreiter, wenn wir uns zunehmend von einer faktenbasierten Politik lösen.