Baobab oder die Geschichte vom Baum, der nicht zufrieden sein wollte

Baobab oder die Geschichte vom Baum, der nicht zufrieden sein wollte

Als Gott die Welt erschaffen hat, pflanzte er zuerst den Baobab. Er setzte ihn mitten in den Regenwald. Aber der Baum war damit nicht zufrieden und beschwerte sich, weil es ihm dort zu feucht war. Gott zeigte Erbarmen und setzte ihn auf einen Berg. Doch dem Baobab war das jetzt wieder zu hoch und zugig. Da wurde der Schöpfer zornig, riß den Baum wütend aus und warf ihn in eines der trockensten Gebiete, das er finden konnte. Dort landete der Baobab auf seinem Kopf. Deshalb ist der Affenbrotbaum der einzige Baum, der verkehrt herum wächst.

Aber weil der Schöpfer ihm trotzdem etwas Gutes mitgeben wollte, schenkte er ihm wunderschöne, riesige Blüten, deren Nektar von allen Insekten geliebt wird. Aus den Blüten entstehen süße, leckere Früchte, die nicht nur die Affen lieben. Und dann gab er ihm einen Stamm, der so dick ist, dass mehrere Menschen sich die Hände geben müssen, um ihn zu umfassen. In seinen Ästen nisten Vögel mit ihren Familien und die Affen finden hier Schutz vor den jagdenden Löwen.

Wenn die Sonne Afrikas brennt, versammeln sich die Tiere und die Menschen im Schatten seiner mächtigen Äste und ruhen sich von ihrer mühevollen Arbeit aus. Hier erzählen sie sich ihre fröhlichen und auch ihre traurigen Geschichten und lachen und weinen miteinander, halten sich an den Händen und geben sich Trost und Hilfe. Und hier klären sie ihre Probleme und feiern ihre Feste.

Wenn es zu trocken wird, reißen die Elefanten mit ihren mächtigen Stoßzähnen seine Rinde auf, um das vom Baobab gespeicherte Wasser aus seinen Fasern herauszukauen. Das Fleisch seiner Früchte, seine Samen, seine Rinde, Blätter und Sprösslinge sind für alle Lebewesen zugleich Nahrung und Medizin. Die Höhlungen des Baumes werden von Bienen bewohnt und dienen den Menschen als Speicher für Getreide und Wasser.

Und ganz am Schluss hat Gott ihm ein langes Leben geschenkt; er wird mehr als tausend Jahre alt. Er soll lernen, dass man Zufriedenheit dadurch erlangt, dass man nicht fordern darf und nehmen soll, sondern vor allem helfen, teilen und geben muss.

Seinen schönen Namen, der wie der klingt wie der Anfang eines fröhlichen Liedes, haben ihm die Araber gegeben. Sie nennen ihn „bu-hubub“, den Baum des Lebens oder auch der Baum mit den vielen Früchten. Und andere afrikanische Völker nennen ihn den Baum, der auf dem Kopf steht. Dabei macht er doch alles richtig.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann den, dass der Baobab sich auch in den wohlhabenden Ländern der Welt und in den Gärten und Parks der nimmersatten Reichen ausbreitet. Und dort, wo es ihm zu kalt ist, sollte wenigstens seine Botschaft ankommen.

Übersetzung:

The Baobab Tree: A Lesson in Humility

When God created the world, he planted the baobab tree first. He placed it in the middle of the rainforest. But the tree was not satisfied and complained that it was too humid. God took pity on him and planted him on a mountain. But the baobab found that it was too high and too windy. So the creator became angry, pulled the tree out angrily, and threw it into one of the driest areas he could find. There, the baobab landed on its head. That is why the baobab tree is the only tree that grows upside down.

But because God still wanted to give him something good, he gave him beautiful, giant flowers whose nectar is loved by all insects. From these flowers come sweet, delicious fruits that not only monkeys love. And then he gave him a trunk that is so thick that several people have to hold hands to embrace it. Birds nest in its branches with their families, and monkeys find shelter here from hunting lions.

When the sun of Africa burns, animals and humans gather in the shade of its mighty branches to rest from their hard work. Here they tell their happy and sad stories, laugh and cry together, hold hands, and give each other comfort and help. And here they solve their problems and celebrate their festivals.

When it gets too dry, elephants rip open its bark with their powerful tusks to chew out the water stored by the baobab from its fibers. The flesh of its fruits, its seeds, its bark, leaves, and shoots are food and medicine for all living things. The hollows of the tree are inhabited by bees and serve humans as storage for grain and water.

And in the end, God gave Baobab a long life; he will live for more than a thousand years. He should learn that satisfaction is achieved by not demanding or taking, but by helping, sharing, and giving above all.

The Arabs gave him his beautiful name, which sounds like the beginning of a happy song. They call him „bu-hubub“, the tree of life or also the tree with many fruits. And other African peoples call him the tree that stands on its head. But now he is doing everything right.

If I had one wish, it would be for the baobab to spread to the wealthy countries of the world and to the gardens and parks of the insatiable rich. And where it is too cold for it, its message should at least arrive.

Die Fabel vom unzufriedenen Baobab, der verkehrt herum wächst, kennt man in ganz Afrika. Ursprünglich habe ich die afrikanische Fabel für meine Enkelkinder weitererzählt. Die Idee dafür kam mir, als ich bei einer Reise nach Kenia nach der ökologischen und kulturellen Bedeutung des mächtigenafrikanischen Baumriesen recherchiert habe.