Winterzauberei

Der Schneeeinbruch kam nicht überraschend. Dunkle, tiefhängende, basaltgraue Wolken am Himmel hatten ihn angekündigt. Der plötzlichen Ouvertüre mit einem kräftigen Donner wie ein Paukenschlag folgte ein dichter Schneevorhang, der wie ein weßer undurchdringlicher Nebel für ein paar Minuten die Sicht behinderte. Innerhalb von wenigen Minuten legte er sich wie ein weißes Laken über die Landschaft. Die braunen Böden und die grünen Flächen der Wintersaat auf den Äckern hatten sich in eine Landschaftszeichnung aus Grau- und Weißtönen verwandelt.

Es sind einfach zauberhafte Momente voller Poesie, die ich auch an einem ungemütlichen Tag wie heute bei meinen ausgedehnten Streifzügen rund um meinen Wohnort erlebe.

Ich war schon weit weg von Zuhause, als der Schneesturm losbrach und Umkehren kam mir nicht in den Sinn. Warm angezogen, meine Mütze tiefer in die Stirn gezogen und meine Hände in die Taschen meiner Jacke vergraben, erlebte ich wie so oft die Poesie des Augenblicks.

Der Schnee hat die Landschaft in eine weiße Leinwand verwandelt. Der Tanz der Schneeflocken , die Sihouetten der Straßenbäume wie weiße Skulpturen in der winterlichen Landschaft, das Knirschen meiner Schritte im Neuschnee, das Gefühl der schmelzenden Flocken und des kalten Windes auf meinen Händen und auf meinem Gesicht – all das weckt gute Erinnerungen an die Kindheit.

So wie auf den Sommer hat man sich nach den langen Regenphasen des Spätherbsts auf den Einbruch der Schneezeit mit allen ihren Freuden gesehnt. Wie habe ich mich damals gefreut, wenn der Regen sich nach und nach in Schneeflocken verwandelte. Bis in die Dunkelheit hinein haben wir unsere Rodelschlitten die steile Straße neben meinem Elternhaus hinauf gezogen um dann mit Tempo bäuchlings hinunterzusausen. Als Kinder wollten wir nicht müde werden, auch wenn der nasse Neuschnee unsere Hosen langsam bretthart gefrieren ließ und unsere Haut sich langsam vor Kälte blau färbte.